Mehr Geld, aber schwieriger Zugang – so sehen die neuen Pläne von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) für das Pflegesystem aus. Von den steirischen Pflege-Organisationen kommt diesbezüglich heftige Kritik.

Geht es nach den am Montag vorgestellten Plänen, soll das Pflegegeld ab dem Jahr 2016 für alle Bezieher um zwei Prozent erhöht werden. Allerdings: Schon ab dem kommenden Jahr wird es für Neuanwärter schwieriger, Pflegegeld für die Stufen 1 und 2 zu bekommen – mehr dazu inHöhere Hürden für Pflegegeld (oe1.ORF.at)

In der Steiermark beziehen derzeit etwa 15.700 Menschen Pflegegeld der Stufe 1 – sie bekommen 154,20 pro Monat, 22.000 Menschen erhalten Pflegegeld der Stufe 2 – das macht 184,30 Euro aus; beide Gruppen zusammen machen mehr als 50 Prozent der Pflegegeldbezieher in der Steiermark aus.

Geht es nach den Plänen des Sozialministers, sollen ab dem kommenden Jahr die Kriterien, um dieses Geld zu bekommen, verschärft werden – man muss dann monatlich um fünf bzw. zehn Stunden mehr Pflege in Anspruch nehmen, um das Geld zu kassieren.

„Der falsche Weg“

Das sei der falsche Weg, sagt die Leiterin des Bereichs Pflege bei der Caritas, Maria Gschaider: „Ich kann dem nicht viel abgewinnen. Das werden nicht die großen Ersparnisse für Österreich sein, aber es ist für viele Menschen ein großer Nachteil, vor allem für Menschen, die demenzkrank sind oder am Beginn der Krankheit stehen.“ Wenn diese Menschen zu spät Hilfe bekommen, würden sie in eine teurere Pflegestufe abrutschen, sagt die Pflegedienstleiterin beim Hilfswerk, Erika Wagner.

Auch die Landesvorsitzende des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, Marianne Raiger, sieht das so: „Wenn wir bei einem Pflegegeldbezieher der Stufen 1 und 2 frühmöglichst anfangen mit der Gesundheitsberatung bzw. auch mit der Unterstützung, dann kann das Fortschreiten der chronischen Erkrankung hinausgezögert werden.“ Der Schuss würde also nach hinten losgehen und das Pflegesystem mehr kosten.

„Das Pflegeflickwerk geht munter weiter“

Der Geschäftsführer der Volkshilfe Steiermark, Franz Ferner kritisiert generell das Pflegesystem: „Man hat den Eindruck, dass das Pflegeflickwerk in Österreich munter weitergeht. Ich finde, dass das ein falsches Signal ist, es fehlt der große Wurf, es fehlt eine Vereinheitlichung der Pflegeleistungen, der Rahmenbedingungen und der Finanzierung für ganz Österreich.“ Es sei unwürdig, in einem der reichsten Länder der Welt, keine Pflegefinanzierung zu finden, so Ferner.

Quelle: ORF Steiermark vom 7.10.2014

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